„Mit Geld kann man die Krise nicht lösen“

17 bis 18 Cent – so wenig zahlen Molkereien in manchen Teilen Deutschlands den Bauern für den Liter Milch. Doch wie sieht das in der Rhein-Main-Region aus? Schwälbchen-Chef Günter Berz-List gibt einen Einblick.
Die Molkerei Schwälbchen setzt voll auf Regionalität. Die Bad Schwalbacher beziehen nahezu 100 Prozent ihrer zu verarbeitenden Milch aus einem Umkreis von rund 120 Kilometern um ihren Standort. Der Slogan der Molkerei lautet: „Die Nähe der Produkte zur Natur ist unser Ansporn für eine nachhaltige Unternehmenspolitik – immer in Einklang mit den Milcherzeugern und Lieferanten aus der Region.“ Doch wie geht man als Molkerei damit um, wenn viele Milcherzeuger und Lieferanten aus der Region derzeit um ihre Existenz bangen?
Die Krise der Milchbauern ist auch eine Krise für die Molkereien. Schwälbchen-Chef Günter Berz-List sagt: „Wir haben im vergangenen Jahr den Milchbauern über 30 Cent für den Liter gezahlt. Im ersten Quartal des laufenden Jahres waren wir bei 28 Cent, seit Mai zahlen wir 24 Cent. Geht der Milchpreis im Einzelhandel nach unten, dann geht es auch bei uns nach unten.“
Kurzfristig sieht er keine Besserung der Situation, schließlich sind viele Verträge im Handel für die kommenden Monate bereits abgeschlossen. Und eine Garantie, dass es auf lange Sicht besser werde, die gebe es nicht. Auch macht sich Berz-List keine Hoffnung auf eine politische Lösung: Die Agrarpolitik werde in Brüssel gemacht, und dort teile man nicht unbedingt die deutsche Perspektive.
„Mit Geld kann man die Krise nicht lösen, die Lösung muss vom Markt her kommen“, sagt der Molkerei-Chef. Die vom Bund zugesagten 100 Millionen Euro Nothilfe für Milchbauern würden nicht helfen: „Im Schnitt erhält jeder der 75 000 deutschen Milchbauern dann rund 1400 Euro. Kann das reichen?“
Berz-List sieht die Lösung im Markt: „Verbraucher, Handel, Molkereien und Milcherzeuger müssen sich überlegen, was sie bereit sind, zu tun.“
(cp)