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Nachhaltigkeitsbank klagt über Regulierung

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Von: Thomas Baumgartner

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Thomas Jorberg ist Vorstandssprecher der GLS Bank (Bochum).
Thomas Jorberg ist Vorstandssprecher der GLS Bank (Bochum). © Oliver Berg (dpa)

Die GLS Bank aus Bochum ist seit 1974 die wichtigste Bank in Deutschland, die ausschließlich auf nachhaltige Angebote setzt. Diese sind immer gefragter, wie die Zahlen zeigen.

Thomas Jorberg hat klare Vorstellungen davon, ob die immer strengeren Vorschriften für Banken sinnvoll sind. „Was wir nach der Finanzkrise an Regulierung bekommen haben, ist die Zementierung des Misstrauens zwischen Kunde und Bank,“ sagt der Vorstandssprecher der GLS Bank. „Und leider scheinen viele Verhaltensweisen, die es nach wie vor in der Bankwirtschaft gibt, dieses Misstrauen zu bestätigen.“ Dennoch halte er das „absolut nicht für die richtige Art der Regulierung“ – was Banken an Effizienzgewinnen erarbeiteten, werde durch den hohen Aufwand für ständig neue und strengere Vorschriften sofort wieder zunichte gemacht. „Wenn wir so weitermachen, können Regulierer, Juristen und Wirtschaftsprüfer gerne die Bank weiterführen – aber der unternehmerische Spielraum ist gleich Null.“

Statt ins Detail zu gehen, wäre es nach Jorbergs Worten sinnvoller, die Eigenkapital-Anforderungen (an Banken) hochzusetzen und den Hochfrequenzhandel zu verbieten. Es gebe zu viel Geld in den Märkten, der Marktzins sei nicht nur wegen der Politik von Fed und EZB niedrig: „Das Finanzsystem schafft es nicht mehr, das Geld dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird.“

Weg von Kohle

Nur Engagement von unten reiche nicht aus für eine Energie- und Agrarwende. Daher müsse die künftige Bundesregierung die Rahmenbedingungen ändern und eine Abgabe auf „Spritz- und Düngemittel“ einführen. „Wenn wir den CO2-Ausstoß endlich bepreisen würden, kämen wir von der Illusion weg, dass Kohle der günstigste Stromerzeuger ist“, so Jorberg. Nötig sei eine Abgabe von 30 bis 40 Euro je Tonne Kohlendioxid: „Das würde zeigen, dass regenerative Energien mehr als wettbewerbsfähig sind. Wer heute noch in Kohle investiert, ist nicht mehr zu retten – auch ökonomisch.“ Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern sei „weltweit beschlossen, auch wenn es noch ein paar Durchgeknallte gibt, die das in Frage stellen, zum Beispiel ein Herr in den USA“.

Kredite wachsen stark

Die GLS Bank mit ihren gut 500 Mitarbeitern will mit ihrer Geschäftspolitik die Energie- und Agrarwende unterstützen. Beispielsweise vergibt sie Kredite ausschließlich in bestimmten Sektoren, vor allem Erneuerbare Energien und Wohnungsgenossenschaften, daneben auch Soziales, Bildung oder Bio-Landwirtschaft. Im Vorjahr stieg der Kreditbestand um knapp ein Viertel auf drei Milliarden Euro. Damit konnte ein größerer Teil der Einlagen (plus 6 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro) an nun insgesamt 27 400 Unternehmen und Projekte vergeben werden. Die Bank legt auch nachhaltig investierende Fonds auf und organisiert Crowdfunding-Projekte.

Besonders kräftig wuchs der Kreditbestand im Wohnungsbau (plus 40 Prozent), wo die GLS Bank Genossenschaften finanziert, die für bezahlbaren Wohnraum in Ballungsräumen wie Frankfurt, München oder Berlin sorgen wollen. So flossen 25 Millionen Euro in die „wagnis eG“ München, die 390 Wohnungen zu Mieten von teilweise unter zehn Euro den Quadratmeter an ihre Mitglieder vergibt.

Die Kundenzahl stieg im Vorjahr nur minimal auf 213 000, weil 20 000 Neukunden 18 000 Abgänge gegenüberstanden. Jorberg hatte (zusätzlich zur Kontoführungsgebühr von 3,80 Euro) einen „GLS Beitrag“ von pauschal fünf Euro monatlich für jeden Kunden eingeführt, um die Folgen des Niedrigzinses abzufangen: „Da ist es nachvollziehbar, wenn uns Kunden verlassen, die nur sehr wenig mit uns gemacht haben. Es waren aber deutlich weniger, als wir erwartet hatten.“ Verzinst werden Einlagen in der Regel nicht, für Guthaben über einer Million Euro zahlen 126 Kunden 0,4 Prozent Strafzins.

Noch konnte die Bank die sinkenden Zinsmargen aber gut abfedern: Der Zinsüberschuss stieg leicht auf knapp 75 Millionen Euro, das Provisionsergebnis verdoppelte sich fast (vor allem wegen des GLS Beitrags) auf 29 Millionen, während die Kosten mit 69 Millionen fast stabil blieben. Dadurch konnten Rücklagen von 15,6 (Vorjahr: 12,2) Millionen Euro gebildet werden, es blieb ein Gewinn von 7,6 (6,2) Millionen. Die Zahl der sieben Standorte soll stabil bleiben.

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