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Bei Opel läuft es richtig rund

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Deutschlands Ober-Automobillobbyist Matthias Wissmann bekommt glänzende Augen, wenn er auf die Absatzerfolge im laufenden Jahr blickt. Der Inlandsmarkt boomt – trotz „Dieselgate“. Besonders gut läuft es für die Rüsselsheimer Marke Opel.

Die Konsumfreude der Bundesbürger schlägt sich in diesem Jahr stärker im Pkw-Kauf nieder als selbst die kühnsten Optimisten im Auto-Verband VDA sich je erträumt hätten. Der Inlandsmarkt zeige eine unerwartete Vitalität, kommentierte VDA-Präsident Matthias Wissmann die Zulassungbilanz zur Jahresmitte. Von Januar bis Ende Juni kletterten die Neuzulassungen in Deutschland um sieben Prozent auf über 1,7 Millionen Fahrzeuge. Der VDA hatte bereits Anfang Mai die Jahresprognose auf 3,3 Millionen hochgefahren – angesichts der aktuellen Entwicklung eine eher konservative Einschätzung. Der Blick auf die wichtigsten Automobilmärkte gebe „allen Grund zur Zuversicht“, so Wissmann. In Westeuropa und China werden kräftige Zuwachsraten erwartet. Der US-Markt dürfte leicht zulegen. Diese Entwicklung werde sich positiv auf die deutschen Hersteller auswirken, denn rund 80 Prozent der in den Inlandswerken vom Band gelaufenen drei Millionen Neuwagen gehen in den Export.

Comeback dank Neumann

Beim Blick auf den Heimatmarkt springt die famose Entwicklung der einstigen Krisen-Marke Opel ins Auge. Seit Karl Thomas Neumann das Steuer in Rüsselsheim im März 2013 in die Hand genommen hat, geht es stetig aufwärts. In der Halbjahresbilanz 2013 wird Opel mit einem Rückgang von elf Prozent gelistet. Gut 105 000 Autos waren damals abgesetzt worden. Drei Jahre später weist die Statistik ein Plus von 13 Prozent auf. Das bedeutet, dass 128 500 Modelle der Marke mit dem Blitz im Inland einen Käufer gefunden haben – ein fulminantes Comeback. Der Pkw-Marktanteil stieg auf mehr als 7,4 Prozent. Treiber des Wachstums war Europas „Auto des Jahres 2016“, der neue Opel Astra, der im bisherigen Jahresverlauf 32 800 Mal verkauft wurde – knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr. „Unsere Modelloffensive geht mit unvermindertem Tempo weiter: Im September werden der neue Mokka X und der neue Zafira ihre Premieren im Handel feiern“, kommentierte Opel-Deutschlandchef Jürgen Keller.

Auf der Überholspur fahren auch die heimischen Premiumhersteller. Allen voran Audi mit einem Zuwachs von 13 Prozent auf knapp 160 000 Fahrzeuge. Mercedes folgt mit 157 000 neu zugelassenen Pkw vor BMW mit 135 000 zur Halbzeit 2016.

Marktführer bleibt trotz des Abgasskandals weiterhin Volkswagen. Obwohl die Wolfsburger auch auf ihrem Heimatmarkt Federn lassen mussten und etwas weniger Autos verkaufen konnten, bleiben sie mit einem Absatz von 346 000 die klare Nummer eins im Land.

Der Diesel verliert

Der Anteil neuer Dieselfahrzeuge war leicht rückläufig. Das Verhältnis Diesel:Benziner beträgt derzeit 47:52 Prozent. Unter der Rubrik Nischenmodelle laufen noch immer die alternativen Antriebe. Gut 20 000 Hybride – also kombinierte Elektro-/Benzinmotoren – fanden einen Käufer. An reinen Elektrofahrzeugen konnten lediglich 4357 Exemplare abgesetzt werden.

Das am stärksten wachsende Segment ist nach wie vor das der SUVs.

15 600 neue Jobs

Die gute Auslastung in den Autofabriken hat dazu geführt, dass die Stammbelegschaften binnen Jahresfrist um 15 600 auf insgesamt 801 100 Mitarbeiter erhöht werden konnten, wie der VDA mitteilte.

Trotz des angeschlagenen Renommees will die deutsche Autoindustrie den Diesel nicht fallenlassen. Wissmann kündigte vertrauensbildende Maßnahmen an: Bei Abgastests solle genauer hingeschaut werden, ab 2017 sollen die Tests näher an realistische Straßenwerte kommen. Und die Autobauer bieten laut VDA an, Genehmigungsbehörden Einblick in ihre Abgassoftware zu geben. „Das Image der Branche hat erhebliche Kratzer bekommen. Das haben wir uns teilweise auch selbst zuzuschreiben“, sagte der VDA-Präsident. „Nun gilt es, Vertrauen wieder zurückzugewinnen.“ Schließlich werde der Verbrennungsmotor auf etliche Jahre seine herausragende Bedeutung behalten. Er werde den „Hochlauf der Elektromobilität flankieren und finanzieren. Das gilt für den Diesel ebenso wie für den Benziner“. Wissmann zeigte sich überzeugt, dass die deutsche Autoindustrie die Herausforderungen „bei Elektromobilität und Digitalisierung“ meistern werde.

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