Zwei große Unternehmen steigen ins dynamische Strom-Geschäft ein

Wärmepumpen und dynamische Tarife gelten als die Zukunft im Energiemarkt. Nun schließen sich mit Ostrom und Vaillant zwei große Player zusammen.
München – Noch ist die Idee dynamischer Stromtarife bei den wenigsten Menschen in Deutschland angekommen. Nur jeder zehnte Haushalt fühlt sich gut darüber informiert, ergab eine Umfrage der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Dabei können die dynamischen Preise für Kunden laut Verbraucherschützern unter Umständen durchaus von Vorteil sein. Am Montag kündigten der Ökostromanbieter Ostrom und der Wärmepumpen-Hersteller Vaillant eine Zusammenarbeit an. Was bringt das den Kunden und Kundinnen?
Zusammenarbeit von Energieanbieter und Wärmepumpen-Hersteller
Die Verbraucherzentrale weist seit langem darauf hin, dass es Verbrauchern möglich sein muss, mithilfe von dynamischen Tarifen ihren Stromverbrauch anzupassen und gleichzeitig von geringeren Strompreisen zu profitieren, wie aus einer Stellungnahme der Verbraucherschützer zu den Energiewende-Plänen der Bundesregierung hervorgeht. „Dies kann zu einer Kostenersparnis führen und die intelligenten Messsysteme für Verbraucher attraktiv machen“, hieß es darin weiter. Insbesondere Besitzer von Wärmepumpen oder Wallboxen können profitieren, so der vzbv.
Nun kündigte der Energieanbieter Ostrom am Montag eine Zusammenarbeit mit dem Wärmepumpen-Hersteller Vaillant an. Man biete als erster deutscher Versorger „eine native Anbindung in einer Super-App an“, hieß es in der Pressemitteilung zum neuen Angebot. Im Klartext bedeutet das: Besitzer einer Vaillant-Wärmepumpe können diese künftig digital einbinden und den Strombezug damit über eine Smartphone-App steuern lassen.
Im Zusammenspiel mit dem [...] dynamischen Tarif solle dies den Verbrauchern ermöglichen, Geld zu sparen und die Energie hauptsächlich in Zeiten geringer Nachfrage zu nutzen, so die Mitteilung von Ostrom. Der Ökostromanbieter ist ein Start-Up aus Berlin, das jüngst Millionen an Investorengeldern einsammelte. Die Strompreise gibt der Anbieter zum Selbstkostenpreis an die Kunden weiter, man verdiene an den Grundgebühren in Höhe von sechs Euro pro Monat, erklärt Ostrom sein Konzept auf der Homepage.
Energiewende in Deutschland: Mit dynamischen Tarifen zu mehr Klimaschutz?
Das Prinzip der dynamischen Tarife sieht vor, dass Verbraucher und Verbraucherinnen ihren Strom zu aktuellen Preisen kaufen – vergleichbar etwa mit den dynamischen Preisen an der Tankstelle. Gerade bei erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne schwankt die verfügbare Strommenge im Netz und damit auch der Preis. Die Idee: Zu besonders günstigen Zeiten – etwa nachts oder an den sonnigsten Stunden des Tages – können Kunden dann mehr Strom beziehen und so Geld sparen.
Mithilfe von digitalen Strommessern, sogenannten Smart Metern, lässt sich der Strombedarf intelligent steuern. Per App lädt das Elektroauto oder die Wärmepumpe dann beispielsweise nur nachts. Bislang seien diese Angebote allerdings eher Nischenprodukte, lautete die Einschätzung der Verbraucherzentrale im Januar. Doch Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch ungewöhnliche Player, wie etwa der Automobilclub ADAC, stiegen jüngst in den Strommarkt ein. Insofern sind mehr Anbieter im Markt für Verbraucher und Verbraucherinnen grundsätzlich gute Nachrichten.
Mit dem zunehmenden Einbau intelligenter Messsysteme und dem größer werdenden Angebot dieser Tarife würden Verbraucher sie auch vermehrt nutzen, schätzt die Verbraucherzentrale. „Dank dynamischer Tarife, welche zu 100 Prozent Ökostrom nutzen, leisten die Kunden einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz“, kommentierte Christian Krüger, der Vertriebsleiter von Vaillant Deutschland, die neue Zusammenarbeit mit Ostrom. Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Die Energiewende ist auf dem Weg dorthin ein wichtiger Baustein.