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Ein satter Gewinn an Kaufkraft

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Nahrungsmittel verteuerten sich im Januar um 0,9 Prozent.
Nahrungsmittel verteuerten sich im Januar um 0,9 Prozent. © Oliver Berg (dpa)

Sinkende Sprit- und Heizölpreise entlasten die Budgets der Verbraucher. Die Inflation bleibt auch zu Jahresbeginn gering. Für die Europäische Zentralbank ist dies ein Grund zur Sorge.

Getrieben von höheren Preisen für Nahrungsmittel und Mieten ist die Inflationsrate zu Jahresbeginn auf niedrigem Niveau leicht gestiegen. Im Januar lagen die Verbraucherpreise nach einer vorläufigen Auswertung um 0,5 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Im Dezember wie im gesamten Vorjahr hatte die Jahresteuerungsrate noch 0,3 Prozent betragen.

Tiefer ins Portemonnaie greifen mussten die Verbraucher im Januar auf Jahressicht für Nahrungsmittel (+0,9 Prozent) und Dienstleistungen (+1,2 Prozent), darunter Nettokaltmieten (+1,1 Prozent). Für Haushaltsenergie und Kraftstoffe zahlten die Bürger dagegen 5,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im Dezember waren es allerdings noch minus 6,5 Prozent und im November minus 7,5 Prozent. Dass die Entlastung im Januar trotz des Ölpreisverfalls nicht höher ausfiel, liegt an einem statistischen Effekt. Zu Jahresbeginn 2015 war der Preisrutsch beim Öl nach Angaben der Wiesbadener Behörde noch stärker.

Sprit und Heizöl billiger

Die Budgets der Verbraucher werden durch die sinkenden Sprit- und Heizölpreise kräftig entlastet. „Gleichzeitig sind die Nettolöhne und -gehälter 2015 um 3,6 Prozent gestiegen – insgesamt also ein satter Gewinn an Kaufkraft“, erklärte der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Jörg Zeuner. Der private Konsum werde daher auf absehbare Zeit Konjunkturstütze bleiben.

Der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet die Entwicklung hingegen Sorge. Die Währungshüter streben für den Euroraum insgesamt mittelfristig eine Teuerung von knapp unter 2,0 Prozent an. Mit einer Flut billigen Geldes versucht die Notenbank, die Inflation wieder in diese Richtung zu treiben. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Gefahr für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, weil sie auf weiter sinkende Preise hoffen.

EZB bleibt machtlos

Eine Teuerung von nahe zwei Prozent sei aber vorerst unerreichbar, sagte Analyst Gitzel von der VP Bank. „Da der Preisrückgang maßgeblich von den Energiepreisen ausgeht, wird auch die EZB machtlos bleiben.“ Die Währungshüter um EZB-Präsident Mario Draghi hatten jüngst ihre Bereitschaft betont, die Geldschleusen notfalls weiter zu öffnen.

Im kurzfristigen Vergleich zum Dezember fielen die Verbraucherpreise im Januar um 0,9 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass Pauschalreisen und Kleidung nach Weihnachten deutlich billiger angeboten werden. Details will das Statistikamt am 12. Februar veröffentlichen. „Frühestens in der zweiten Jahreshälfte wird die Inflation wieder den Sprung über die Marke von einem Prozent schaffen“, sagte Chefvolkswirt Carsten Brzeski von der ING-Diba.

(dpa,rtr)

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