Putins 630 Milliarden-Schatz fast komplett wertlos - Wann ist seine Kriegskasse erschöpft?

Der Ukraine-Krieg läuft nicht so, wie Präsident Putin das geplant hat. Neben dem Widerstand der Ukrainer erschweren auch die EU-Sanktionen die Weiterführung des Krieges.
Frankfurt/Moskau - 20 Milliarden Dollar am Tag - so viel soll der Ukraine-Krieg* Russland angeblich kosten. Diese Behauptung geht auf den ehemaligen estnischen General Riho Terras zurück, der Mitglied des Europa-Parlaments ist und über gute Kontakte nach Russland verfügen soll.
Demnach laufe der Krieg nicht nach Putins Plan* - er habe nicht mit dem Widerstand der Ukrainer gerechnet, sondern mit einer schnellen Kapitulation. Die Russen hätten nicht das Geld und die Rohstoffe, um den Krieg lange weiterzuführen, schreibt Terras.
Ukraine-Krieg: Reserven der Zentralbank durch Sanktionen eingefroren
Denn auch die Sanktionen haben den Präsidenten und sein Land hart getroffen - vor allem die Einschränkungen gegen die russische Zentralbank. Die EU hatte in der Nacht zum Montag Transaktionen mit der russischen Zentralbank verboten und alle Vermögenswerte der Notenbank in der EU eingefroren. Ähnliche Sanktionen erließen auch die USA.
Die Zentralbank verfügt zwar nach eigenen Angaben über Reserven im Gesamtwert von umgerechnet gut 630 Milliarden Dollar (Stand Mitte Februar): US-Dollar, Euro, chinesische Yuan, Staatsanleihen, Gold. Theoretisch könnte Moskau damit seine Importe mehr als zwölf Monate lang bezahlen, rechnete Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer vor.
Allerdings lagert dieser Schatz zum Großteil bei westlichen Zentralbanken und Geschäftsbanken. Der jüngsten Statistik zufolge hält die Moskauer Zentralbank Wertpapiere im Volumen von gut 311 Milliarden Dollar im Ausland. Zudem liegen rund 152 Milliarden Dollar als Bargeld oder Einlagen bei anderen Zentralbanken oder bei Banken außerhalb Russlands.
Ukraine-Krieg: Lindner für weitere Sanktionen
Wegen der Sanktionen kann die Zentralbank nun nicht mehr auf einen Großteil des gehorteten Vermögens zugreifen. „Der Rubel ist im freien Fall. Die Kriegskasse von Wladimir Putin ist empfindlich getroffen“, sagte Finanzminister Christian Lindner (FDP) am Dienstag nach Gesprächen der G7-Finanzminister.
Auch die Ankündigung des Ausschlusses russischer Banken aus dem Finanzkommunikationssystem Swift habe massive Auswirkungen auf den russischen Kapitalmarkt gezeigt, sagte Lindner. Bei möglichen weiteren Sanktionen werde man sich auf die „Maximierung des Schadens für die russische Wirtschaft, die Unterstützer von Putin* und die russischen Kapitalmärkte“ konzentrieren.
Russland hat auf diese Sanktionen reagiert und von diesem Mittwoch an die Ausfuhr von ausländischem Bargeld im Wert von umgerechnet 10.000 Dollar (knapp 9000 Euro) verboten. Ausländische Währungen sind von dem Verbot betroffen, wie es in einem vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterzeichneten Dekret heißt. Damit soll ein Abfluss von Kapital verhindert werden.
Ukraine-Krieg: „Unsägliches Leid der russischen Bevölkerung“
Zahlreiche Menschen verlassen wegen Putins Angriff auf die Ukraine auch Russland*, weil sie Angst vor einer Verschärfung der Lage haben. Deshalb versuchen sie, ihr Bargeld in Sicherheit zu bringen. Dabei ziehen sie auch massenhaft Geld von ihren Konten ab. An den Bankautomaten etwa in Moskau haben sich wegen der westlichen Sanktionen gegen russische Banken seit Tagen lange Warteschlangen gebildet.
„Für Russland scheint sich dieser Eingriff als katastrophal zu erweisen. Es droht eine Implosion der russischen Wirtschaft, die zu unsäglichem Leid in der russischen Bevölkerung führen wird“, schreibt die niederländische Zeitung de Volkskrant. Man hoffe, Wladimir Putin durch dieses wirtschaftliche Bombardement zur Vernunft zu bringen. Noch ist aber noch vollkommen offen, wie der russische Präsident auf diese Entwicklungen reagieren wird. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA