1. Startseite
  2. Wirtschaft

Vier-Tage-Woche: 50 deutsche Unternehmen reduzieren Arbeitszeit – bei vollem Gehalt

Kommentare

Ist die Vier-Tage-Woche das Arbeitsmodell der Zukunft? 50 deutsche Unternehmen testen die Idee in einem sechsmonatigen Pilotprojekt – bei vollem Lohn für die Mitarbeiter.

München – Einen Tag weniger arbeiten bei vollem Gehalt: Das probieren im kommenden Jahr 50 Unternehmen und deren Mitarbeiter aus. Denn Anfang 2024 startet in Deutschland ein umfassendes Pilotprojekt zur Einführung einer Vier-Tage-Woche. Das berichtete am Mittwoch das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf die Beratungsagentur Intraprenör, die das Projekt in Deutschland koordiniert.

Pilotprojekt zu Vier-Tage-Woche startet im Februar

50 Unternehmen verschiedener Branchen aus ganz Deutschland werden das Arbeitszeitmodell vom 1. Februar an testen: Sechs Monate lang werden sie die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von fünf auf vier Tage reduzieren. Anschließend folge eine wissenschaftliche Auswertung durch die Universität Münster, wie das RND weiter berichtete.

Mann im Hemd sitzt am Schreibtisch vor dem Laptop, lächelt und hat die Hände hinter dem Kopf verschränkt
Ist die Vier-Tage-Woche das Arbeitsmodell der Zukunft? (Symbolbild) © IMAGO/Bartek Szewczyk

Die Pilotstudie werde von der Initiative 4 Day Week Global begleitet. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, die von Andrew Barnes und Charlotte Lockhart mit dem Ziel gegründet wurde, Unternehmen dabei zu helfen, die Arbeitszeit zu reduzieren und dabei den gleichen Lohn wie in einem Vollzeitjob beizubehalten.

4 Day Week Global hat dabei schon sechsmonatige Pilotprogramme in den USA, Großbritannien, Irland, Australien, Neuseeland und Kanada begleitet. In Deutschland sitzen im Beirat des Projekts Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft IG Metall, des Arbeitgeberverbands BDA und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Vier-Tage-Woche: Arbeitgeber skeptisch

„Flexible Arbeitszeiten sind für viele Unternehmen ein wichtiger Anreiz bei der Fachkräftegewinnung. Dazu zählt auch die Vier-Tage-Woche“, sagte Beiratsmitglied Kristian Schalter vom Arbeitgeberverband BDA dem RND. Eine pauschale Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich sei für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen aber keine Option.

„Spannend wird die Frage sein, ob ein Absenken der Arbeitszeit mit einer signifikanten Produktivitätssteigerung einhergeht“, sagte er den RND-Zeitungen. „Ohne diese Steigerung der Produktivität wäre das Modell der Vier-Tage-Woche für Unternehmen langfristig kaum tragbar.“

Jänicke: „Vier-Tage-Woche kann Attraktivität von Unternehmen steigern“

Sophie Jänicke, Vorstandsmitglied der IG Metall und ebenfalls Beiratsmitglied, sagte den RND-Zeitungen, in vielen Betrieben habe sich die Vier-Tage-Woche zur Sicherung von Arbeitsplätzen bewährt. „Sie erhöht die Work-Life-Balance von Beschäftigten und kann damit auch die Attraktivität von Unternehmen steigern.“

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) äußerte sich zurückhaltender: „Gerade bei kleineren Betrieben ist es fraglich, ob bei einer ohnehin dünnen Personaldecke auf einzelne Beschäftigte ohne weiteres für einzelne Tage dauerhaft verzichtet werden kann“, teilte eine Sprecherin auf RND-Anfrage mit.

Das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche soll eine Antwort geben auf die immer drängendere Frage: Wird diese Idee den Fachkräftemangel in Deutschland eher eindämmen oder befeuern? Bei den deutschen Arbeitnehmern erfreut sich die Vier-Tage-Woche schon einmal großer Beliebtheit: Einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zufolge wünscht die Mehrheit eine Arbeitszeitverkürzung aber nur bei gleichem Lohn.

Mit Material von AFP

Auch interessant

Kommentare