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Vinyl ist wieder da

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Wieder ziemlich angesagt: Der weltweite Vinyl-Umsatz kletterte 2014 um 50 Prozent nach oben.
Wieder ziemlich angesagt: Der weltweite Vinyl-Umsatz kletterte 2014 um 50 Prozent nach oben. © Jan Woitas

Trotz des globalen Musik-Streaming-Hypes wächst der Markt für Schallplatten rapide an. Das haben auch Elektronik-Hersteller erkannt: Sie entwickeln neue multifunktionale Plattenspieler.

Es bleibt ein Rätsel, so unergründlich wie das Knistern der Platte: Ausgerechnet in Zeiten, in denen kostenlose Musik das Internet flutet und Streamingdienste wie Spotify oder Deezer den Musikkonsum revolutionieren, erlebt die Schallplatte ein erstaunliches Comeback. Im vergangenen Jahr wurden laut dem Bundesverband Musikindustrie in Deutschland etwa 1,8 Millionen Platten für rund 38 Millionen Euro verkauft. Zuletzt gab es einen vergleichbaren Wert im Jahr 1992, und da waren Computer noch kiloschwere Geräte und das Aufrufen einer Internetseite dauerte einige Minuten.

Der aktuelle Marktanteil der Schallplatte ist mit 3,1 Prozent zwar noch immer sehr gering, doch sind sich Branchenkenner sicher, dass der Anteil in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Weltweit kletterte der Vinyl-Umsatz laut Weltverband der Phonoindustrie im Jahr 2014 sogar um 50 Prozent nach oben.

Viele Gründe für Trend

Für diesen Aufwärtstrend gibt es viele verschiedene Gründe: Mp3 ist flüchtig, und auch wenn man einen Euro für einen Song bezahlt hat, so besitzt man ihn doch nur als Datei – man kann ihn nicht anfassen und ins Regal stellen.

Und genau das ist wieder ziemlich hip: Junge Menschen plündern die im Keller verstauten Plattensammlungen der Eltern, suchen auf Flohmärkten nach Vinyl-Schätzen, stellen ihre WG-Zimmer mit Platten von Neil Diamond und Leonard Cohen voll, tragen Jutebeutel mit dem Aufdruck ihres Lieblingsplattenladens mit Stolz durch die Stadt. Nach dem Tod von David Bowie wurden Vinyl-Sonderausgaben des Sängers bei Tauschbörsen für den zehnfachen Preis angeboten. Selbst alte Ausgaben, in schlechtem Zustand, wechseln derzeit für erstaunliche Preise den Besitzer. Es gilt das Credo: Nur wer die Musik auf Schallplatte besitzt, der hat sie durchdrungen. Das haben auch die Künstler und Musiklabels verstanden: Ganz gleich ob junge Nischenbands wie „Beach House“, Radio-Acts wie „Cro“, Stadiongruppen wie „Die Toten Hosen“ oder Grandseigneurs wie Neil Young – sie alle pressen ihre neuesten Alben auch auf Vinyl. Zwar kostet eine Schallplatte in der Regel einige Euro mehr als eine CD, doch packen die meisten Bands mittlerweile auch Download-Codes zu den großen schwarzen Scheiben hinzu, so dass der Hörer die Songs praktischerweise nicht nur mit dem Schallplattenspieler sondern auch ganz bequem und mit bloß wenigen Mausklicks aufs Handy laden kann.

Doch führt dieser Trend auch zu Engpässen in der Produktion: Als im Jahr 2006 die Umsätze durch Schallplatten auf das Allzeittief von rund 6 Millionen Euro geschrumpft waren, da hatten viele Plattenfirmen ihre Presswerke bereits zugunsten der Herstellung oder Lagerung von CDs aufgegeben. Damals lautete die Prognose: Die Schallplatte stirbt. Mit dem erneuten Hype ums „Schwarze Gold“ rechnete niemand. Daher kommen die verbliebenen Schallplattenhersteller ganz schön ins Schwitzen: Die Optimal Media GmbH aus dem mecklenburgischen Röbel etwa ließ unlängst verlauten, dass im vergangenen Geschäftsjahr im firmeneigenen Presswerk für den weltweiten Markt rund 16 Millionen Platten hergestellt wurden, nun will man die Kapazitäten auf 22 Millionen erhöhen.

Neue Plattenspieler

Auch für Elektronik-Hersteller wird der aufblühende Vinyl-Markt wieder interessant: Unlängst stellten High-Tech-Riesen wie Panasonic oder Sony auf der Technik-Messe CES in Las Vegas neue Plattenspieler vor. Sie sind auf der Höhe der Zeit: Die Geräte lassen sich mit dem Internet verbinden, können die Musik über Bluetooth-Systeme abspielen und die Songs sogleich in digitale Dateien umwandeln. Günstig sind diese zeitgeistigen Gerätschaften jedoch nicht: Um die 3000 Euro muss man für einen solchen Plattenspieler bezahlen.

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