In Deutschland haben die Stromer mit 84 000 Neuzulassungen im zweiten Quartal fast gleichgezogen mit den Plug-in-Hybriden mit gut 85 000 Neuzulassungen. Zusammen lag ihr Marktanteil im ersten Halbjahr bei 23 Prozent. Das wachsende Angebot der Hersteller und die staatlichen Kaufprämien für E-Autos und Ladeboxen seien wichtige Hebel, sagte PwC-Branchenexperte Felix Kuhnert. Das Interesse an E-Autos dürfte laut PwC dabei weiter steigen.
In den USA dagegen kamen Stromer und Plug-in-Hybride zusammen nur auf 3 Prozent. Die von Präsident Joe Biden geplanten Anreize, das steigende Umweltbewusstsein und technische Fortschritte könnten das jedoch ändern.
Volkswagen will diesen Hochlauf der E-Mobilität und Digitalisierung auf dem wichtigen US-Markt nutzen, um der Konkurrenz Marktanteile abzujagen. Der Ausbau des Angebots an E-Modellen in den Vereinigten Staaten sei sechs Jahre nach „Dieselgate“ eine große Chance, sagte Konzernchef Herbert Diess. „Mit der beginnenden Elektrifizierung sind wir in einer Situation, in der jeder mit einem weißen Blatt Papier beginnt.“ Angepeilt würden zehn Prozent Marktanteil. Mit dem Standort Chattanooga sei VW der erste Hersteller, der ein Werk auf E-Fertigung umstelle. „Von daher sollte es uns schon gelingen, uns in diesem Umfeld neu zu positionieren. Wir werden die US-Strategie in den nächsten Monaten überarbeiten.“
Auf strengere Regeln zum CO2-Ausstoß sei man „optimal vorbereitet“, sagte Diess. Der nach Biden benannte Infrastruktur-Plan werde auch jenseits des Atlantiks noch eine Verschärfung bringen. „Wir sind mit unserer Plattformstrategie für die Elektrofahrzeuge global sehr gut aufgestellt - sowohl für China und die USA als auch für Europa.“ Im Reich der Mitte steht dem Konzern indes eine gewaltige Herausforderung* bevor.
Auch Daimler hatte sich zuletzt deutlich ambitioniertere Ziele für den Durchbruch der eigenen E-Flotte gesetzt und für die Pkw-Stammmarke Mercedes-Benz im Kern auch den baldigen Abschied vom Verbrennungsmotor angekündigt. Die Transformation wird den Stuttgarter Konzern nach Einschätzung seines Chefs Ola Källenius allerdings Arbeitsplätze kosten. „Man muss auch ehrlich mit den Menschen sein: Die Montage eines Verbrennungsmotors bringt mehr Arbeit mit sich als der Bau einer Elektroachse“, sagte Källenius der „Welt am Sonntag“. „Selbst wenn wir den kompletten elektrischen Antriebsstrang selbst bauen würden, werden wir Ende der Dekade weniger Menschen beschäftigen.“ Es gebe aber auch neue, hochwertigste Jobs im Zuge der Umstellung.
Angesichts des Markthochlaufs in fast allen Kernmärkten kämen Lieferschwierigkeiten bei Chips und Batterien zur Unzeit, sagte PwC-Strategieberater Jörn Neuhausen. Außerdem müssten die erneuerbaren Stromquellen zügig ausgebaut werden, um den Vorteil beim CO2-Ausstoß im Vergleich zu konventionellen Antrieben auch tatsächlich auszuspielen. (dpa) *Merkur.de ist ein Teil von IPPEN-MEDIA